Barcode 4250095801136
Die Gruppe Al Andaluz Project gründete sich 2005 nach dem Konzertbesuch der Musiker von
Estampie bei einem Konzert der spanischen Band Aman Aman im Rahmen der jüdischen
Kulturtage in München. Mit dem Ziel, die Musik der jüdisch-sephardischen, christlichen und
arabo-andalusischen Kulturen, wie zu Zeiten des maurisch regierten Spanien in friedlicher und
sich gegenseitig befruchtender Koexistenz aufleben zu lassen, nahm die Band zwischen 2006
und 2013 vier Studio- und ein Live-Album auf und spielte zahlreiche Konzerte und Festivals in
ganz Europa. Im Zentrum standen dabei immer die drei Sängerinnen Sigrid Hausen, Mara
Aranda und Iman Kandoussi, die jeweils für eine der drei Kulturen standen. „The Songs of Iman
Kandoussi“ ist nun die erste thematisch und sängerinnen-spezfische Zusammenstellung des
Repertoirs dieser außergewöhnlichen Band, die sich auf das arabo-andalusische Repertoire
konzentriert, bei denen die marokkanische Sängerin im Zentrum steht.
Spricht man von der Musikkultur der arabischen Welt im Allgemeinen bzw. des Maghreb im
Besonderen (Anmerkung: Maghreb meint die Gebiete des heutigen Marokkos, Algeriens und
Tunesiens), ist die besondere Vielfalt der arabischen Musik besonders hervorzuheben. Der
Einfluss der andalusischen Kultur in diesem Gebiet ist sehr groß. Im damaligen Al-Andalus
entstand eine Kultur, die der nordafrikanischen, nordspanischen und der europäischen Kultur
überlegen war. Aus diesem Grund konnte sich die andalusische Kultur gegenüber den weniger
bedeutenden Kulturen des Maghreb durchsetzen. Nach dem Untergang des letzten islamischen
Königreichs der iberischen Halbinsel wurde der Maghreb so zum Lebensraum für diese
blühende Kultur.
Es ist nicht einfach, über die Musik von Al-Andalus, die sich auf der mittelalterlichen iberischen
Halbinsel entwickelt hat, zu sprechen, da wir es mit einem Repertoire zu tun haben, welches
sich über einen Zeitraum von fast acht Jahrhunderten erstreckt. Die große Mehrheit der
Gelehrten ist sich einig, dass das Umayyaden-Kalifat von Córdoba die Zeit der größten
musikalischen und kulturellen Blüte war. Während die Poesie schriftlich überliefert wurde,
wurde das Wissen über die Musik mündlich weitergegeben, und erst im 20. Jahrhundert wurde
die arabische Musik in westliche Notenschrift übertragen. Das Interesse an der Musik von
Al-Andalus erhielt einen starken Aufschwung, als Mitte des 20. Jahrhunderts die ?arga entdeckt
wurden, bei denen es sich um poetisch-musikalische Kompositionen handelt, die in einem
arabischen, romanischen oder hebräischen Dialekt verfasst wurden. Das war der Beweis dafür,
dass die Gesellschaft von Al-Andalus mehrsprachig war. Auf diesem Album sind einige Stücke
dieses musikalischen und poetischen Erbes von Al-Andalus enthalten, die in den Ländern
Nordafrikas und des Nahen Ostens Verbreitung gefunden haben und so zu einer
musikalischen, bis heute überdauernden Tradition geworden sind.
Musik hat immer schon die Kraft und die Fähigkeit mit sich gebracht, verschiedene Kulturen
und Menschen zusammenzubringen, um eine Botschaft des Friedens in die Welt zu bringen
und es gab wohl kaum eine Zeit, in der eine solche Botschaft nicht dringend notwendig
gewesen wäre. Begleitet von Musikern aus Marokko, Spanien und Deutschland ist The Songs
of Iman Kandoussi ein Portrait einer großartigen Sängerin, das uns wieder daran zu erinnern
vermag, dass in der Zusammenarbeit, dem gegenseitigen Respekt und der kulturellen Vielfalt
die Grundlage für Frieden und gemeinsamer Weiterentwicklung steckt.