- Artikel-Nr.: NN126
Der traditionelle Joik der Samen, er lebt! Es sind Ensembles wie Áššu um die bekannte finnische Folk-Musikerin Ulla Pirttijärvi, die den gutturalen samischen Gesang mit Herz und Seele ins Hier und Heute bringen. Pirttijärvi, die übrigens gemeinsam mit ihrer Tochter Hildá Länsman das Folk-Duo Solju bildet, joikt über das, was ihr besonders nahe ist: Sie erzählt von ihren Verwandten und von ihren Heimatdörfern Utsjoki und Angeli. Einfühlsam unterstützt wird sie dabei von Olaf Torget an den Streichinstrumenten und von Harald Skullerud, der für die Percussion verantwortlich ist. Übersetzt bedeutet Áššu übrigens Glut.
Áššu blicken auf ihrem Debütalbum weit über den Tellerrand hinaus und lassen sich auch von westafrikanischen Klängen und Traditionen inspirieren. Die leisen, zarten Töne beherrscht das Trio übrigens genauso wie die lebhaft-groovigen Sounds! Das selbst betitelte Debütalbum ist in Finnland übrigens am Nationaltag der Samen am 6. Februar erschienen.
Ulla Pirttijärvi verbeugt sich hier voller Hochachtung und Liebe vor ihren eigenen Verwandten und vor den Menschen, die sie als Künstlerin beeinflusst haben. „Die hier versammelten Joiks sind Teil meiner eignen Familienidentität“, erzählt sie. Es sind die traditionellen Joiks aus Utsjoki und Angeli im finnischen Teil Lapplands, wo die Musikerin heute lebt. „Diese Joiks stellen uralte die Tradition in einen modernen Kontext und zeigen in einem einfachen und akustischen Stil die Gefühle und die Geschichten, die mit den Joiks einhergehen.
Dass ein Joik nicht einfach nur ein simples Lied ist, hat Ulla Pirttijärvi schon vor Jahren in einem Interview mit „Nordische Musik“ deutlich gemacht:
„Ein Joik ist Bestandteil unseres schamanischen Glaubens. Wichtig ist: Man joikt nicht über etwas. Man joikt die Dinge selbst, so dass sie anwesend sind. Der Neuschnee kommt mit dem Joik oder ein bestimmter Vogel sitzt vor einem. Nicht unbedingt real, sondern als Wesen. Man besingt also keine Liebesgeschichte in ein paar Strophen, sondern das Gefühl der Liebe. Ein Joik hat keinen langen Text. Man kann auch joiken ohne jeden Text. Dann hat man einfach den Klang der Stimme. Ein Joik kommt einfach, wenn er kommen will. Ein Beispiel: Ich war mit meiner Tochter schwanger und ging fischen. Ich fing einen passablen Lachs und fühlte mich rundherum glücklich. Und dann kam der Joik. Vom Lachs, von mir, von meiner Tochter; wer weiß. Der Joik ist nicht einfach ein Liedchen. Er ist enorm wichtig für das soziale Gefüge der Gruppe. Wenn ein Kind geboren wird, kreieren die Eltern für das Kind einen Joik, damit es in der Gemeinschaft seinen Platz findet. So, wie man dem Kind einen Namen gibt.“