- Artikel-Nr.: NN107
Temperamentvoll, übermütig und große Tanzlust machend. Nachdenklich, innig und seelenvoll: Die Geschichten und Kompositionen des bereits 1961 verstorbenen finnischen Akkordeonisten Ilja Kotikallio klingen heute noch so frisch wie vor 60 Jahren! Der Musiker, der in der Region Suistamo in Karelien wirkte, die heute zu Russland gehört, war lange Zeit vergessen. Bis die junge finnische Akkordeonistin Anne-Mari Kivimäki in den Archiven der renommierten Sibelius-Akademie in Helsinki zu stöbern begann! „Ilja“ ist der fünfte und letzte Teil ihrer multimedialen Doktorarbeit an der Volksmusik-Abteilung der Akademie. Im Mittelpunkt steht die Beschäftigung mit dem Suistamo, einem traditionellen Zentrum der karelischen Folklore. Nach Krieg, Zerstörung und Vertreibung gestaltet sich die Spurensuche heute schwierig. Aber keine Angst, auf „Ilja“ finden sich keine verstaubten akademischen Töne, sondern superlebendige moderne Folksongs! Denn Kivimäki interpretiert traditionelles Material neu und lässt sich vor allem zu neuen Kompositionen inspirieren!
In den Archiven der Sibelius-Akademie entdeckte Kivimäki Material aus den 50er Jahren: Ilja Kotikallio erzählt Geschichten aus dem Suistamo: Dafür war er in Finnland damals besonders bekannt. Es finden sich aber auch Bruchstücke aus den Musikstücken des Künstlers. Kivimäki begab sich auf Spurensuche, erkundete Kotikallios Leben und Wirken und benutzte dabei die Fundstücke aus dem Archiv als Grundlage. Auf „Ilja“ ist die Stimme des Meisters übrigens auch zu hören!
„Ilja“ ist nicht nur ein wilder, bunter Tanzabend auf den Spuren des Suistamo, sondern auch eine ganz persönliche Annäherung an eine schmerzhafte Vergangenheit und die Wiederentdeckung einer fast verschütteten Tradition. Vor allem aber feiern die Tanzlieder das Leben und die Liebe! Wer das freche „Kontokin Kulmilla“ hört, den zieht es unwiderstehlich auf die Tanzfläche! Die melancholischen, ruhigen Stücke wie „Ljuuli,Ljuuli & Raja“ sprechen beredet von Verlust und Sehnsucht.
„Das Suistamo ist inzwischen für mich keine Landschaft mehr, sondern Seelenzustand“, sagt Kivimäki.
Auf „Ilja“ ist übrigens auch der Jouhikko-Spieler Pekko Käppi zu hören, der ebenfalls auf „Nordic Notes“ vertreten ist.