Uralte Tanzmelodien und moderne Partymusik zusammenbringen, funktioniert das? Und wie das funktioniert! Die finnische Kantele-Spielerin Jenni Venäiläinen hat die „Melkutus Party“ ins Leben gerufen, um den Beweis anzutreten: Zu traditionellen Klängen aus den Archiven tanzten die Menschen vor hundert Jahren, warum sollte das also heute nicht mehr funktionieren? Jenni Venäläinen hat sich auf ihrem Debütalbum viel vorgenomme: Sie kreiert ihre ganz eigene Party-Musik auf der finnischen Kastenzither Kantele. Hier passen elektronische Beats bestens zu den Maanitus-, Melkutus- und Ripatska-Melodien, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in vielen finnischen Dörfern bei den Festen zu hören waren.
Jenni Venäläinen spielt meist auf einer 19-saitigen Kantele. Im Track „Širgo“ verwendet sie eine Kantele mit zehn Saiten und Holzwirbeln. In „Melkutus“ kommt ein ganz besonders Instrument zum Einsatz: Die seltene Nowgoroder Leier-Kantele: Ein Instrument mit neun Nylonsaiten, das nach einem archäologischen Fund dieses Instruments aus dem Staat Nowgorod im Mittelalter gebaut wurde. Zudem ist die Musikerin auf ihrem Debütalbum auch als Sängerin zu hören.
Jenni Venäläinen ist eine vielseitige finnische Kantele-Spielerin, Komponistin und Absolventin der renommierten Sibelius-Akademie in Helsinki. Sie hat sich auf Improvisation, nordische Volksmusik und insbesondere die Kantele-Tradition aus Karelien spezialisiert. Diese Region, die heute sowohl zu Finnland als auch zu Russland gehört, ist die Heimat ihres Großvaters. In dieser Tradition werden kleine Themen endlos variiert. Auf dem Album entstehen süchtig machende polyrhythmische Muster, die der modernen elektronischen Tanzmusik durchaus verwandt sind!
Das Album „Melkutus Party“ wurde von Jenni Venäläinen und ihrem Co-Komponisten, Arrangeur und Produzenten Antti Elias Huuskonen aufgenommen. Gemeinsam sind sie tief in die hypnotische Mischung aus Tradition und Elektronik eingetaucht. Die Tracks „Juhlat“ (die Party) und „Pläššimizeh Soitanda“ (zum Tanz aufspielen) sind in Zusammenarbeit mit den beiden Klangkünstlern Janne Storm und Miro Mantere entstanden. Die Mehrzahl der Stücke ist traditionell und nach den Kantele-Spielern benannt, die diese Melodien gesammelt haben. Es finden sich aber auch Eigenkompositionen, bei denen sich die Musikerin von Klanglandschaft und der rhythmischen Welt der alten Tradition finnischer Tanzmusik inspirieren lässt.
Jenni ist fasziniert vom reichen Klang der Kantele, von den fesselnden Geschichten aus den Archiven und von den starken Gefühlen, die das Leben bereithält. Eine dieser Geschichten wird in „Melkutus“ dargestellt. Das dazugehörige Musikvideo wurde von Geschichten inspiriert, die sie in finnischen Literaturarchiven fand. In diesen Geschichten wurde erzählt, dass der Melkutus-Tanz mehrere Tage und Nächte lang getanzt wurde, manchmal sogar bis zum Tod des Tänzers. Teufels- oder Pferdebeine wurden unter den Tänzern gesichtet. Diese Geschichten ähneln dem Phänomen des „Tanzwahns“ in Mitteleuropa, der zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert zu beobachten war. Die Protagonistin des Videos versucht, ihren quälenden Gedanken durch Tanzen und Feiern zu entkommen, muss sich aber schließlich doch ihrem Gegner stellen. Das Video wurde bereits auf internationalen Film- und Musikvideofestivals mit Preisen ausgezeichnet.