Zusammen mit der Single „Dei Bier is mei Bier“ veröffentlicht das Kellerkommando nach „Dunnerkeil“ (2013) und „Belzebub“ (2015) sein drittes Album. Nach den letzten beiden dürren Corona-Jahren scharrt die Band ungeduldig mit den Hufen und gibt jetzt das Signal zum Aufbruch. „Hobb edzz!“ lautet der Albumtitel, was soviel bedeutet wie „Los geht’s!“
„Ohne Lockdown würde es die neue Platte vielleicht gar nicht geben. Wir waren alle so sehr mit den Livekonzerten unserer Bands beschäftigt, dass an Songwriting und Studio gar nicht zu denken war. Dann kam der Lockdown und dann lauter so schöne neue Songs,“ erzählt Sänger und Akkordeonist Dada Windschi.
Schon bald nach Bandgründung im Jahr 2011 gewann Kellerkommando den Musikwettbewerb Creole, erst auf Landes- und dann auch auf Bundesebene. Das Konzept, das damals die Jury überzeugte, steht bis heute hinter den Liedern: Man kramt in der Notenkiste der Ururgroßeltern und findet dort unwiderstehlich sexy Ohrwurmmelodien mit lustigen, skurrilen oder auch mal liebevoll derben Texten – halt alles Sachen, die die jungen Menschen vor gut 120 Jahren interessiert haben. Davon inspiriert wird dann sowohl textlich als auch musikalisch die Brücke ins Hier und Jetzt geschlagen. Rap trifft auf Gassenhauerrefrain, Blechbläser und Akkordeon auf fette Beats und Synthiebässe, kurzum Gestern auf Heute, um die Popmusik von Morgen zu generieren.
Zwei Features finden sich auf „Hobb edzz!“: Die niederbayerische Rock-Liedermacherin Karin Rabhansl singt mit den Franken ein Duett mit mexikanisch-feurigen Rhythmen. Der Song „Wer waaß“ rechnet auf kreative Weise ab mit Xenophobie, Umweltverschmutzung und Sexismus. Die preisgekrönten Weltmusikartisten von Gankino Circus haben selbst bereits eine schöne Version des Kirchweihhits „Wo is denn des Gerchla“ (=Georg) aufgenommen. Sänger Simon Schorndanner besingt den Bratwurstliebhaber erneut im Kellerkommandosong „Brinzla“ voller Hingabe, drumherum erhebt sich allerdings ein wahres Trap-Gewitter und man kann nur staunen, was sich alles auf „Gerchla“ reimt.
Schon diese beiden Beispiele deuten darauf hin, dass sich „Hobb edzz!“ stilistisch nicht in eine Schublade pressen lässt. Zu bunt, offen und aufregend ist der Mix, in dem sich Elemente von Elektro, traditioneller Musik, Punk, Hiphop, Reggae, Funk und noch mehr finden. Und doch hört man deutlich den roten Kellerkommandofaden. Dafür zeichnet maßgeblich Produzent und Bandmitgründer Sebastian Schubert in seinem Kölner Studio verantwortlich. Während er die Modernität in die Songs gepackt hat, war Sänger Dada Windschi immer für die Volksmusik-Credibility zuständig. Letzter heißt im sonstigen Leben David Saam und hat sich einen Namen als Tradmusik-Experte, BR-Moderator und Mundartspezialist gemacht, was ihm 2019 den Bayerischen Dialektpreis einbrachte. Auch die anderen Bandmitglieder Joachim Leyh (Schlagzeug), Jakob Winterstein (Bass), Stefan Schalanda (Trompete) und Ilya Khenkin (Posaune) sind renommierte musikalische Hansdampfe in allen Gassen und daneben auch noch Musiklehrer und Unidozenten.